Wer kennt es nicht: Wir werfen morgens unseren Rechner an, öffnen das E-Mail-Programm – und finden dort einen proppenvollen Postkasten vor.
Wie schön wäre es, diese E-Mail-Flut irgendwie einzudämmen. Aber wo anfangen?
Was nach dem Abbestellen unnötiger Newsletter oder dem Abrufen von E-Mails nur zu bestimmten Tageszeiten außerdem noch ins Auge springt, sind E-Mails ohne dringlichen Inhalt, allen voran die sogenannten Danke-Mails. Gemeint sind damit die Nachrichten, mit denen wir uns für den Inhalt einer zuvor empfangenen E-Mail bedanken.
Naheliegend scheint es, diese E-Mails künftig zu unterbinden. Doch halt – so einfach ist es nicht, wie ein Blick auf das Für und Wider dieses Verzichts zeigt.
Pro: Das spricht für den Verzicht auf Danke-Mails
„Danke-Mails sind überflüssig und schaden dem Klima“, titelte Deutschlandfunk Nova bereits im Dezember 2019 und verwies als Beleg dafür unter anderem auf eine Studie des britischen Energiekonzerns Ovo Energy, die folgende Rechnung aufmachte: Würde jede Britin, jeder Brite nur eine Thank-you-Mail pro Tag weniger schreiben, würden 16.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid eingespart – was umgerechnet mehr als 81.000 Flügen von Großbritannien nach Madrid entspräche. Tatsächlich verschickten die Britinnen und Briten zum Zeitpunkt der Erhebung stolze 64 Millionen Danke-Mails täglich.
Zitiert wird zudem eine Stil- und Knigge-Beraterin, die den Vorschlag machte, sich entweder schon im Vorfeld zu bedanken, unser Dankeschön also bereits mit unserer Bitte-Mail zu übersenden. Oder aber in einer späteren Mail unseren Dank auszudrücken, also dann, wenn wir ohnehin wieder an die Empfängerinnen und Empfänger schreiben.
Contra: Das spricht gegen den Verzicht auf Danke-Mails
Spätestens seit der Corona-Pandemie findet auch die interne Unternehmenskommunikation in hohem Maße digital, also beispielsweise per E-Mail statt.
Auf die besondere Rolle der digitalen Kommunikation weist unter anderem die Organisationspsychologin Prof. Dr. Sabine Remdisch hin, deren Forschungsschwerpunkt Führung auf Distanz ist. Demnach wird der Erfolg dieses Führungsstils wesentlich dadurch bestimmt, dass digitale Kommunikation eben nicht nur die Informations-, sondern genauso die Beziehungsebene bespielt. Wenn also künftig im E-Mail-Verkehr nur noch das Nötigste gesagt wird, birgt diese Verknappung an Kommunikation die Gefahr, dass auf Dauer das Klima und schließlich der Unternehmenserfolg darunter leiden.
Fazit:
Die Frage, ob Danke-Mails überflüssig in der ohnehin schon überbordenden E-Mail-Flut sind oder ob gerade sie einen wichtigen Beitrag zu einer positiven Unternehmenskultur leisten, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Ein Anhaltspunkt dafür, ob auf diese E-Mails künftig verzichtet werden sollte oder nicht, kann beispielsweise sein, ob die interne Unternehmenskommunikation im Großen und Ganzen im direkten persönlichen Kontakt stattfindet oder vor allem auf digitalem Wege. An der Antwort darauf kann dann entschieden werden, auf welchen Kommunikationskanal der Fokus der Beziehungsebene gelegt werden sollte.