Sabine, wie ordnest die Entwicklungen ein, welche das Recruiting und Personalmarketing in den vergangenen Jahren verändert haben?
Der Arbeitgebermarkt hat sich zunehmend zu einem Bewerbermarkt entwickelt. Damit sind Recruiting und Personalmarketing anspruchsvoller und komplexer geworden – die Ziele sind aber letztlich weitgehend unverändert geblieben. Die Kanäle, Maßnahmen und Strategien sind jedoch ständig im Fluss und bedürfen einer professionellen Handhabung, um nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis vom Fleck zu kommen. Heute müssen Personalmanager bereit sein, sich kontinuierlich mit neuen digitalen Tools auseinanderzusetzen, den Markt stärker als je zuvor im Auge zu behalten und die eigene Arbeitgebermarke kontinuierlich und professionell zu pflegen. Unsere Aufgabe ist es, HRler bei diesen zunehmend von der Digitalisierung beeinflussten Prozessen zu begleiten.
Welche Trends siehst du in diesen Bereichen auf uns zukommen?
Sicherlich werden weitere digitale Wege gefunden, um Kandidaten zu erreichen. Darüber hinaus werden sich Unternehmen zunehmend den Erwartungen von Bewerbern anpassen. Neben Homeoffice-Lösungen, dezentralen Strukturen und Satelliten-Standorten könnten weitere, völlig neue Arbeitsmodelle entstehen. Und im Personalmarketing wird es eine wachsende Professionalisierung geben – nicht nur, was die Media-Planung betrifft, sondern vor allem auch, was die Ausarbeitung kreativer, crossmedialer, zielgruppenspezifischer Kampagnen angeht.
Worauf sollten gerade Unternehmen von kleinerer und mittlerer Größe beim Recruiting von Fachkräften setzen?
KMUs müssen ihre Stärken kennen und diese gezielt vermarkten, also ihren USP herausarbeiten. Im Gegensatz zu Konzernen können sie oftmals nicht mit umfassenden Benefits wie Kinderbetreuung oder Sabbaticals für sich werben, dafür aber mit anderen starken Argumenten wie Agilität am Markt und in Entscheidungsprozessen sowie mit der Möglichkeit, schnell Verantwortung zu übernehmen. Zudem lohnt es sich für kleine und mittelgroße Unternehmen, besonderen Wert auf die Candidate Experience zu legen. Hier können sich KMUs durch individuelle Betreuung und Aufmerksamkeit im mProzess vom Onboarding nach „Schema F“ in vielen Konzernen absetzen. Auch sollten viele KMUs ihre Bewerberansprache optimieren. Zum Beispiel im Bereich der Ausgestaltung von Stellenanzeigen und Karriere-Websites besteht bei vielen Unternehmen noch Luft nach oben. Wer seine Kommunikation schärft, ist klar im Vorteil und stärkt seine Arbeitgebermarke.