Mehr als 1,3 Millionen Stellen für qualifizierte Fachkräfte blieben im Jahr 2022 deutschlandweit unbesetzt. Das ist ein Anstieg um rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Das Kriterium „Fachkraft“ erfüllt dabei, wer über einen Berufsabschluss, einen Bachelor- bzw. Fortbildungsabschluss oder ein Hochschulstudium verfügt. Der viel zitierte Fachkräftemangel beschreibt die Problematik aber nur ungenau, denn: Eine Gegenüberstellung aller offenen Stellen mit der Anzahl aller Arbeitssuchenden inkl. derer mit formal qualifizierter Ausbildung zeigt, dass in Deutschland kein Mangel an Arbeitskräften herrscht.
Das Problem liegt in der sogenannten Fachkräftelücke. Gemeint ist damit ein Mismatch der Stellenprofile und Qualifikationsniveaus, also die fehlende Passung zwischen offener Stelle und speziell dahingehend qualifiziertem Personal. Die Zahl solcher unbesetzten Stellen lag in 2022 bei 630.000 und stellt damit die größte Fachkräftelücke seit Beginn der Beobachtungen im Jahr 2010 dar.
Davon besonders betroffen sind die Bereiche Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Hier stieg der Anteil an offenen Stellen, für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab, auf 60,5 Prozent. Weitere Engpässe gibt es mit 60 Prozent im Bereich Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik, gefolgt von Naturwissenschaft, Geografie und Informatik mit 54,2 Prozent.