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Familienfreundlichkeit – ein wichtiges Instrument der Fachkräftesicherung

Wer Fachkräfte gewinnen und binden will, sollte die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben im Blick behalten. Das legt der aktuelle „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2023“ nahe, der diesen Aspekt bereits seit 2003 regelmäßig in deutschen Unternehmen misst.

Für mittlerweile 86 Prozent der untersuchten Unternehmen ist ein familienfreundliches Umfeld ein relevanter Faktor. Im Jahr 2015 waren es noch 77 Prozent. Dieser Bedeutungszuwachs spiegelt sich auch in den Ansprüchen der Beschäftigten wider: Ganz unabhängig von eigenen Betreuungsverpflichtungen ist rund 80 Prozent der Befragten genau das wichtig. Beschäftigte, die in dieser Hinsicht zufrieden sind, belohnen ihr Unternehmen mit Treue: Während rund 57 Prozent, die mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unzufrieden sind, ihren Arbeitgeber in den nächsten drei bis fünf Jahren verlassen möchten, sind es unter den Zufriedenen nur rund 26 Prozent.

Die geringe Wechselbereitschaft bestätigen auch Personalverantwortliche: Lediglich gut 19 Prozent aus Unternehmen mit einer ausgeprägt familienfreundlichen Unternehmenskultur schätzen ihre Fluktuationsrate als zu hoch ein. Mehr als 80 Prozent sehen eine steigende Bedeutung ihrer Bemühungen in dieser Hinsicht, um Arbeitskräftepotenziale zu erschließen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Für die vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) durchgeführte und vom Bundesfamilienministerium geförderte Erhebung wurden 5.026 Beschäftigte ab 18 Jahren aus verschiedenen Branchen befragt.

Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.

Arbeitskräftelücke im Blue-Collar-Bereich

Der wirtschaftliche Rückgang ändert nichts daran: 93 Prozent der Unternehmen in Industrie, Handel oder Dienstleistung haben Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer sogenannten Blue-Collar-Jobs. Damit sind Berufe gemeint, die sich vor allem durch körperliche Arbeit auszeichnen. Fast jedes zweite Unternehmen braucht mittlerweile drei bis sechs Monate, um hier Lücken zu füllen. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag von onlyfy by XING durchgeführte forsa-Studie.

Dass es gerade in diesem Bereich eng wird, begründen 83 Prozent der befragten Unternehmen mit zu wenigen Arbeitskräften am Markt, 62 Prozent mit unzureichenden fachlichen Qualifikationen und 55 Prozent mit zu hohen Ansprüche der Kandidatinnen und Kandidaten in puncto Gehalt. Besonders schwer zu finden sind mit rund 95 Prozent Fachkräfte im Dienstleistungssektor und der Industrie, gefolgt vom Handel mit 88 Prozent.

Seitens der Arbeitnehmenden ist rund jede bzw. jeder Fünfte, die bzw. der einer körperlichen Arbeit nachgeht, unzufrieden mit der derzeitigen beruflichen Situation und insgesamt 37 Prozent suchen aktiv nach einem neuen Job oder ziehen einen Wechsel in Erwägung.

Bei der Wahl eines potenziellen neuen Arbeitgebers spielen für 74 Prozent die Jobsicherheit eine Rolle und für 71 Prozent ein höheres Gehalt. Ein attraktiver Standort sowie pünktliche Bezahlung sind 69 Prozent der Befragten wichtig, gutes Führungsverhalten schlägt mit 64 Prozentzu Buche. Für gut die Hälfte ist ein sinnerfüllender Job relevant.

Gründe, die einem Jobwechsel entgegenstehen, sind mit 39 Prozent das Gefühl, zu alt zu sein, mit 35 Prozent, nicht umziehen zu wollen, und 25 Prozent der Befragten geben an, derzeit keine attraktiven Stellenangebote zu finden.

Für die Studie wurden rund 1.000 Blue-Collar-Beschäftigte ab 18 Jahren sowie 200 HR-Entscheiderinnen und -Entscheider in Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden befragt, die Personal für das Blue-Collar-Segment suchen.

Weitere Ergebnisse und Insights der Studie finden Sie hier.

K.-o.-Kriterien in Stellenanzeigen erkennen und vermeiden

Wer Jobofferten aufmerksam liest, stößt auf immer wiederkehrende Formulierungen. Doch wie kommen sie bei der anvisierten Zielgruppe wirklich an? Eine Frage, der das Onlineportal meinestadt.de in einer branchenübergreifenden Studie nachgegangen ist, für die insgesamt 3.000 Fachkräfte zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden.

Zu den Standardphrasen, die glatt durchfallen, zählen mit rund 58 bzw. 56 Prozent der Stimmen der „große Gestaltungsspielraum“, das „dynamisch wachsende Arbeitsumfeld“ oder auch die „flachen Hierarchien“. Weitere K.-o.-Kriterien sind die gern geforderte „Extrameile“, eine „hohe Flexibilität“ und „großes Eigenengagement“ – diese Wendungen gelten als Synonyme für Ausbeutung und schlechte Arbeitszeiten. Auf der visuellen Ebene sind es „gestellte Bilder/Videos von glücklichen Menschen“, die bei Fachkräften gar nicht gut ankommen.

Gern gesehen sind hingegen Formulierungen wie „langfristige Perspektiven“ (knapp 68 Prozent), der Hinweis auf eine „abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tätigkeit“ (rund 55 Prozent) oder das „attraktive Gehalt“ (gut 56 Prozent). Neun von zehn Fachkräften ist es zudem wichtig, in der Stellenanzeige einen Hinweis auf die Jobsicherheit zu finden.

Der Weg zur perfekten Stellenanzeige führt somit über eher sachlich-neutrale Stichpunkte, die alle für die Zielgruppe wichtigen Informationen enthalten. Und noch eine spannende Entdeckung: In einigen Branchen, beispielsweise der Pflege oder dem öffentlichen Dienst, möchte die Mehrheit der Befragten (61 bzw. 59 Prozent) gesiezt werden. Branchenübergreifend legen rund 67 Prozent der über 55-Jährigen und immerhin 46 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Wert darauf.

Sie suchen Unterstützung bei der idealen Formulierung Ihrer Stellenanzeige? Sprechen Sie uns gerne an!

Wie HR und Geschäftsführung zusammenwirken

Mit der Zusammenarbeit zwischen Personalabteilung und Führungsriege steht es nicht zum Besten. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie unseres Agenturpartners Personio, die beide Seiten beleuchtet hat.

Seitens der Geschäftsführung zeigt sich ein zwiegespaltenes Bild. So sagen 69 Prozent der befragten Führungskräfte, dass die Bedeutung der Personalabteilung in Zukunft steigen wird, während 50 Prozent erklären, dass ihre HR-Teams kaum in die Geschäftsstrategie eingebunden sind. Rund 53 Prozent beklagen, nicht genügend Input und Ratschläge von der Personalabteilung zu erhalten, und 42 Prozent bemerken, dass diese in erster Linie eine reaktive Funktion hat.

Was sagen die HRlerinnen und HRler? 64 Prozent erklären, aufgrund von Verwaltungsaufgaben nicht die Zeit für strategische HR-Arbeit zu finden. Zudem seien ihre Möglichkeiten, Unternehmen proaktiv auf die Zukunft vorzubereiten, stark eingeschränkt. Zwei Drittel sind überzeugt, dass ihr Unternehmen vor diesem Hintergrund kaum mit dem Wandel Schritt halten können wird.

Um diesen Graben zu überbrücken, sollten Personalabteilungen daher künftig aktiv in die Geschäftsstrategien eingebunden sein. Ihnen muss mehr Gehör verschafft und die nötige Unterstützung – beispielsweise relevante Tools inkl. dazugehöriger Schulungen – bereitgestellt werden. Nur so kann HR die Art von Arbeit leisten, die von der Führungsetage als tatsächlich hilfreich empfunden wird.

Für die Studie wurden 4.516 HR-Managerinnen und -Manager sowie 2.205 Führungskräfte auf C-Level aus Unternehmen mit 10 bis 2.000 Mitarbeitenden der Regionen Vereinigtes Königreich, Irland, DACH, Spanien, Niederlande, Finnland, Italien und Schweden befragt.

Die Studie kann hier vollständig heruntergeladen werden.

Pilotprojekt testet die Vier-Tage-Woche

Die Vier-Tage-Woche ist in aller Munde und zum Teil bereits gelebte Realität. Ob und warum Arbeitnehmende dieses Modell befürworten oder ablehnen hat kürzlich die Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie untersucht, die auf Daten von 2.575 sozialversicherungspflichtig und in Vollzeit Beschäftigten basiert.

Rund 81 Prozent wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit, aber lediglich acht Prozent würden ihre Arbeitszeit auch bei geringerem Entgelt reduzieren wollen. An die 75 Prozent möchten durch die Vier-Tage-Woche ihre Arbeitsbelastung verringern und knapp 31 Prozent ihre Arbeitszeit aufgrund gesundheitlicher Probleme verkürzen.

Wer für das Vier-Tage-Modell stimmte, tat dies oft mit dem Ziel, mehr Zeit für sich, die Familie oder auch Hobbies, Sport und Ehrenamt generieren zu können (jeweils zwischen 97 und 87 Prozent). Von denjenigen, die dieses Modell grundsätzlich ablehnen, meinen 82 Prozent, dass sich an den Arbeitsabläufen nichts ändern würde. 77 Prozent gehen davon aus, dass die Arbeit in kürzerer Zeit nicht zu schaffen wäre, und um die 69 Prozent sagen, dass ihre Arbeit nicht einfach einen Tag ruhen kann. Immerhin 38 Prozent befürchten, dass sie im Zuge einer Vier-Tage-Woche häufiger für Kolleginnen und Kollegen einspringen müssten, und rund 34 Prozent haben das Gefühl, mit verringerter Wochenarbeitszeit beruflich nicht voranzukommen. Stolze 86 Prozent der Befragten, die sich gegen die Vier-Tage-Woche aussprechen, wollen ihre Arbeitszeit nicht verkürzen, weil sie Spaß an der Arbeit haben.

Um die Folgen der Vier-Tage-Woche noch genauer unter die Lupe zu nehmen, startet in Deutschland jetzt ein Pilotprojekt: Von Februar bis Juli 2024 testen 50 Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen das neue Arbeitszeitmodell – bei gleichen Gehältern. Im Beirat finden sich unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft IG Metall, des Arbeitgeberverbands BDA und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Wir dürfen gespannt sein!