Die Idee klingt einleuchtend: Streicht man Feiertage, wird mehr gearbeitet und die Wirtschaft wächst. Doch hält diese Gleichung der Realität stand? Das untersuchte jetzt eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Unter die Lupe genommen wurden sechs Beispiele aus den letzten drei Jahrzehnten, in denen in deutschen Bundesländern Feiertage abgeschafft oder eingeführt wurden. Dabei wurden Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) analysiert, um die wirtschaftliche Entwicklung in den betroffenen Regionen mit anderen Bundesländern zu vergleichen.
Zu den untersuchten Fällen gehörten die Abschaffung des Buß- und Bettags 1995 (außer in Sachsen), die einmalige Einführung des Reformationstags 2017 und dessen erneute Abschaffung in vielen Bundesländern 2018, die Einführung des Internationalen Frauentags als Feiertag in Berlin 2019 und Mecklenburg-Vorpommern 2023 und die Etablierung des Weltkindertags in Thüringen ebenfalls 2019.
Ergebnis: Die Daten zeigen keinen durchgängigen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum.
Beispiel Buß- und Bettag: Während der Buß- und Bettag in fast allen Bundesländern gestrichen wurde, hielt Sachsen an ihm fest. Trotzdem wuchs das nominale BIP in Sachsen um fast 10 Prozent und damit deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt und in benachbarten Bundesländern.
Beispiel Reformationstag: Der Feiertag führte 2017 zu keinen signifikanten Unterschieden im Wachstum. 2018, nach seiner Abschaffung in einigen Bundesländern, wuchs deren Wirtschaft sogar langsamer als die von Regionen, die den Feiertag beibehielten.
Beispiel Internationaler Frauentag: Nach Einführung des Internationalen Frauentags als Feiertag legte das Berliner BIP stärker zu als das anderer Bundesländer. Ein vergleichbarer Effekt zeigte sich 2023 in Mecklenburg-Vorpommern, obwohl hier Sonderfaktoren wie der Ausbau eines LNG-Terminals berücksichtigt werden müssen.
Lediglich im Zeitraum der Einführung des Weltkindertages 2019 in Thüringen fiel das Wachstum dort um 0,4 Prozentpunkte niedriger aus als im Bundesdurchschnitt.
Die Forscherinnen und Forscher führen die Ergebnisse auf die Flexibilität moderner Volkswirtschaften zurück. Unternehmen passen ihre Produktionsprozesse so an, dass Feiertage keine gravierenden Einbußen verursachen. Zudem könnten weniger Erholungszeiten langfristig die Produktivität der Beschäftigten schmälern, was mögliche Gewinne durch mehr Arbeitstage zunichtemacht.
Die Studie des IMK verdeutlicht, dass Feiertage nicht nur aus kultureller und sozialer Sicht wichtig sind, sondern auch wirtschaftliche Funktionen erfüllen. Sie fördern Erholung, Innovation und langfristige Produktivität. Forderungen, Feiertage zu streichen, sind demnach auch ökonomisch fragwürdig.